In Anif bei Salzburg fanden von 20. bis 22. Juli die 10. Anifer Journalismustage statt. Ein Grund zum Feiern, zu dem sich Vertreter:innen aus Journalismus, Wirtschaft, Wissenschaft und (Medien-)Politik im Hotel Friesacher einfanden. Gebührend gefeiert wurde anschließend beim Festakt mit Bieranstich.
Von Alpbach nach Anif
Was 2013 bei einem Gespräch in Alpbach als Idee zarte Blüten trieb, ist 10 Jahre nach der ersten Auflage zum Workshop mit Tradition gereift, der sich weit über die Grenzen von Salzburg einen Namen gemacht hat. Nikolaus Koller, heute Geschäftsführer der Österreichischen Medienakademie (ÖMA), verfolgte die Idee eines Intensiv-Workshops für mehr Qualität im Journalismus und fand in Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung von JTI Austria einen Begleiter, um diese Idee zu realisieren. „Qualität im Journalismus hat oberste Priorität, wenn es darum geht, komplexe Themen objektiv und qualitativ einwandfrei darzustellen. Kurz: je besser das Gegenüber, umso besser das Ergebnis“, so sind sich die Veranstalter einig. Seither durchliefen mehr als 150 Teilnehmer:innen den unabhängigen Workshop, der daraus entstand: die Anifer Journalismustage.
Diskussion: Medien – sind sie noch die vierte Gewalt?
Zum zehnjährigen Jubiläum wurde ins Hotel Friesacher nach Anif geladen, wo es bei einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion um den aktuellen Zustand der Medien ging. Martina Salomon, Chefredakteurin der Tageszeitung Kurier, Leonhard Schitter, Vorsitzender des Vorstandes & CEO der Energie AG Oberösterreich sowie Michael Roither, Vizerektor der FH Burgenland erörterten unter der fachkundigen Moderation von Ina Sabitzer, ob sich die Medien den Titel „vierte Gewalt“ denn überhaupt noch an die Fahnen heften dürften.
Auch wenn die Macht der Medien laut Salomon im Schwinden begriffen sei, so wäre es doch ihre Aufgabe, Fake News, Verschwörungstheorien und den Wust an KI-generierten Meldungen im Blick zu behalten und diese als solche zu enttarnen. Diese Aufgabe als Kontrollinstanz bestätigte auch Schitter und auch Roither forderte mit Blick auf Medien mit ideologisch und tendenziös geprägten Inhalten: „Keine Digitalförderung für Hetzplattformen.“ Es brauche echten Medienpluralismus, der nur durch eine Umverteilung der Förderungen nach klaren und qualitativen Kriterien erreicht werden könne.
In Hinblick auf die Einflussnahme von Politik und Wirtschaft auf die Medien konstatierte Salomon, dass die Zeit, wo sich „Chefredakteure und Politiker das Land ausgemacht“ hätten, jedenfalls vorbei sei. Natürlich versuchten Politik und Wirtschaft ihre Themen zu positionieren, zur Abwehr gezielter Einflussnahme wären Medien jedoch emanzipiert genug, auch wenn große Inserenten mit Streichung drohten. Eine transparente Medienförderung müsse laut Roither genau diesen Druck wegnehmen.
Einig waren sich alle, dass es unabhängigen, qualitativen Journalismus jedenfalls brauche, dass Medien ihre Gatekeeperfunktion wieder mehr wahrnehmen können sollten, dazu müsse Medienunabhängigkeit gesichert und auch akzeptiert werden
Im Anschluss an die angeregte Diskussion wurde das eine oder andere Glas auf das zehnjährige Jubiläum erhoben.
Guter Journalismus lebt von Gespräch und Austausch miteinander. Gutes Handwerk will erlernt sein. Die Anifer Journalismustage sind seit 2014 ein Ort des Gesprächs, des Austauschs und der Vermittlung journalistischen Handwerks. Das zehnjährige Bestehen ist der beste Beweis dafür.
Die Anifer Journalismustage waren und sind ein Ort der Begegnung: an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland & in der Ebene des Flachgaus können Personen sich finden, sich austauschen, miteinander lernen. Während der Workshop-Tage wurden daher immer bewusst Zeiten dafür reserviert und von den Teilnehmenden auch genützt.
Gespräche, Kontakte knüpfen und der Austausch miteinander standen und stehen daher genauso im Zentrum der AJT wie der fachliche Input in den Workshops.
Die Anifer Journalismustage waren immer ein Format der Kooperation: So haben unterschiedliche Organisationen in der Gestaltung mitgewirkt und sich eingebracht. Es waren dies die FH Wien der WKW, die Webster University sowie auch das damalige Kuratorium für Journalistenausbildung. Dieses ist aktuell auch unter dem derzeitigen Namen Österreichische Medienakademie Partner im Jubiläumsjahr.